31. Juli 2011

Vor, in und nach St. Petersburg bis Tallinn

21.07.
Nachdem Stefan sich von Jule verabschiedet hatte, holte er Matti und Felix in der Wohnung von Henri ab. Dort schrieben wir noch den Blog zuende, frühstückten, schickten von der nahen Post noch die restlichen 3 Kilo Übergepäck nach Hause und machten uns anschließend auf den Weg nach Kotka. Entlang des alten Königswegs ging es parallel zur Autobahn recht schnell voran. Mit nur einigen kurzen Zwischenstops und Pausen ging es recht zügig voran. In Kotka angekommen kontaktierten wir Jani, einen Freund von Henri, der uns diese Nacht beherbergen konnte. Er wohnt direkt im Zentrum der Stadt. So luden wir unser Gepäck bei ihm ab und machten uns auf den Weg Kotka unsicher zu machen. Zuerst ging es in die Blue-Bar, wo es die besten Chicken-Wings "ever" geben sollte. Diese sind auch äußerst schmackhaft gewesen und stärkten uns für den weiteren Abend. Anschließend machten wir uns auf den Weg in die Metal-Bar Kotkas, die einem Jugendclub glich und weit und breit kein Rocker zu sehen war. Dort trafen wir auch zwei Freunde von Jani die mit ihrer selbstgebauten Beatbox vor der Bar für Reggaemusik sorgten. Mit Ihnen machten wir uns letztendlich zur letzten Bar auf. Einer sehr schönen alten Bar, wo wir ein echtes finnisches Porter probierten. Dieses war sehr gut und so machten wir uns um 2 Uhr auf den Heimweg. Wir hatten alle wichtigen Sehenswürdigkeiten von Kotka gesehen und konnten uns in Ruhe schlafen legen.
Best Chicken Wings ever.
22.07.
Ein neuer Tag und schon wieder wenig geschlafen. Heute muss ja auch die Grenze erreicht werden und nach Vyborg geradelt werden. Also nach dem Frühstück mit echten finnischen Brötchen und Gebäck auf nach Russland! In Hamina machten wir noch eine kurze Pause bei Lidl, um uns für die letzten Kilometer zu versorgen. Doch was ist das. Da ist doch ein kleiner schwarzer Strich am Unterrohr von Felix Alurad. Nach dem Abputzen des Drecks war die Gewissheit da. Ein Haarriss. Direkt an der Schweißnaht: ein neuralgischer Punkt. Das Muss eigentlich sofort repariert werden bevor es weiter gehen konnte, da die russischen Straßen nicht gerade einen guten Ruf haben. Zum Glück befindet sich gegenüber eine Autowerkstatt. Diese hat jedoch kein Alu-Schweißgerät und kann daher den Rahmen nicht reparieren. Dennoch gibt es die Hoffnung, dass ein kleiner Trailer-Betrieb ein solches Gerät hat. Zum Glück ist es erst 14 Uhr am Freitag und so machten wir uns auf den Weg dorthin. Nach einigem Nachfragen fanden wir schließlich den Ort und erkundigten uns nach dem Preis. Der Meister meinte 75 €, jedoch erst Montag. Heute nicht mehr. Auch ein Angebot von 100 € mochten ihn nicht umstimmen, da der Schweißer nicht da war. So klagten wir noch ein wenig, dass wir doch heute noch nach Russland müssen. Nach einigen "no, not today" und "not possible" ging er zurück in seine Werkstatt und meinte wir sollten noch kurz warten. Und siehe da nach 15 Minuten fuhr ein Auto vor und zwei Männer schauten sich interessiert den Rahmen an. Für 50 € würde er es reparieren. Also alles abgebaut, Gabel ausgebaut und den Rahmen übergeben. Zuerst wurde der Lack abgefeilt, um anschließend die Naht schweißen zu können. Nach 30 Minuten war der Spuk auch schon vorbei. Eine wunderschöne silberne neue Schweißnaht ziert Felix Rahmen. Nach dem Einbau der Gabel ging es wieder zurück zu Lidl und anschließend zu Hesburger. Dieser wurde uns von Henri empfohlen und so lud Felix alle erst einmal auf eine stärkende Mahlzeit nach diesem Schreck ein. Es waren jetzt vier Stunden vergangen und um 18 Uhr ging es weiter zur Grenze. Diese kündigte sich schon 10 km vorher mit stehenden LKWs an. An der Grenze angekommen konnten wir als Radler die auch wartenden Autos überholen. Die finnische Grenzkontrolle beschränkte sich auf einen kurzen Blick in den Pass in der Zollstation und schon waren wir aus der EU raus. Danach ging es 1 km durch Niemandsland und wir dachten schon, dass wir die Grenze bereits passiert hatten. Doch dann standen da wieder Autos vor einer Schranke. Auch hier wurden wir von der russischen Grenzbeamtin vorbeigewunken. Der nächste Stau war dann die richtige Grenzstation. Also mit den Pässen an der Schlange angestellt und zur Verwunderung der Grenzbeamtin hatten wir keine Autopapiere. Wir mussten die Migration-Card ausfüllen und uns anschließend wieder anstellen. Wir bekamen unseren Einreisestempel unsere Ausreisekarte, die wir bei der Ausreise wieder abgeben müssten und machten uns auf den Weg zur nächsten Station: der Gepäckkontrolle. Hier schaute der Beamte nur kurz in unsere Papiere und winkte uns durch. Nach nochmals einem Kilometer gab es nochmals eine Schranke, an der auch die Papiere kontrolliert wurden. Mit einem "Auf Wiedersehen" (auch in Russland spricht man manchmal deutsch) ging es in den "wilden Osten". Noch schnell 20 € gewechselt und wir sind wieder auf der Straße. Diese war zu unserem Erstaunen gar nicht mal so schlecht, nur die Autos waren um einiges schneller, stinkiger und zumindest die LKWs auch wesentlich älter. Nur noch 50 km bis Vyborg. Das ist zu schaffen. Dort sollte es auch einen Campingplatz geben. Schließlich erreichten wir ein Schild, das "Camping" versprach. Dort fragten wir nach dem Preis und wurden verwundert angeschaut. "Tent?" das gibt es nicht. Das hier ist ein Motel. Aber wir dürfen uns umsonst auf die Wiese stellen. Super :) Noch jeder eine Soljanka und Borschtsch für je 4 € und ab ins Bett.
Erst auseinander bauen ...
... dann schweißen.
23.07.
Nach unserer erholsamen und kostenlosen Nacht auf dem Motel-Rasen ging es dann auch relativ zeitig weiter in Richtung St. Petersburg. In Vyborg haben wir zuerst nach einem Geldautomaten gesucht, um genügend Cash für das Hostel in St. P. und zum Einkaufen zu haben. In Russland ist es schwer einen Laden zu finden, der Visa akzeptiert. Auch viele Geldautomaten akzeptierten unsere Visa-Karten nicht. Glücklicherweise fanden wir in einem Hotel einen weiteren Geldautomaten, der uns Geld geben wollte. So konnten wir noch ein leckeres Frühstück im nächsten Supermarkt kaufen und staunten über nur knapp 12 Euro auf dem Bon. Gestärkt ging es erst auf einer großen und schließlich über kleinere Straßen weiter. Auf diesen gestaltete sich die Fahrt äußerst spannend, da wir uns im Slalom um die Schlaglöcher bewegen mussten. Streckenweise waren die Straßen allerdings auch gut und konnten ohne künstliche Kurven befahren werden. An der Küste angekommen erreichten wir die "Badestraße" St. Petersburgs. Entlang der gesamten Straße standen geparkte Autos und Limosinen der teureren Klasse. Dementsprechend stark war diese befahren. Es gab auch einen Radweg, der sich jedoch als untauglich, da mit Schlaglöchern übersäht, erwies. Als es sich dann auf den letzten 10 km staute kamen wir ganz gut voran. Lediglich einige Lada-Fahrer, die sich Offroad in den Straßengräben, Wiesen und schmalen Seitenstreifen um die Straßenlaternen bewegten, behinderten unser vorankommen. Die letzten 40 km nach St. Petersburg ging es dann im warmen Sommerregen auf vier- bis sechsspurigen Alleen in die Stadt. Dort um 22 Uhr angekommen staute sich der Verkehr auf der auf Acht Spuren angewachsenen Straße und wir konnten uns sehr gut am Straßenrand vorbeimogeln. Die Fahrt zum direkt im Stadtzentrum liegenden Cuba-Hostel gab uns schon einen kleinen aber sehr beeindruckenden Eindruck über diese wunderschöne Stadt. Entlang an gut erhaltenen Altbauten und dem Eremitage ging es über den Nevskiy Prospekt in die Kazanskaja 5. Direkt neben einer alten englischen Telefonzelle befand sich der Eingang zum Hostel hinter einer dicken Stahltür. Das Hostel selbst bestand aus zwei Etagenwohnungen die über eine Treppe miteinander verbunden sind und sehr gemütlich eingerichtet sind. Wir checkten schnell ein und verschwanden in den Betten.

24.07.
Wir konnten mal wieder richtig lange ausschlafen. So war es bereits spät, als wir aufstanden und erst einmal Frühstück genossen. Noch einige Dinge im Internet erledigen und dann hatten wir um 17 Uhr eine Verabredung mit Irina, der Schwester von Olga, der Kart-Rennfahrerin aus Pori (Finnland). Sie wollte uns die Stadt zeigen und so setzten wir uns erst einmal für einen kleinen Kaffee in die nächste Bar. Dort fragte sie uns, was wir sehen wollten und was unsere Erwartungen sind. Völlig offen für alles machten wir uns zu viert auf den Weg und erkundeten die Stadt. Zuerst über den Nevskiy Prospekt, der zwar auf Grund der vielen Autos sehr laut, aber doch sehr eindrucksvoll und die Hauptflaniermeile Petersburgs ist. Davon abzweigend besuchten wir den zentralen Dvortsovaya Platz, wo die Revolutionäre in den Winterpalast eindrungen. In dem Winterpalast befindet sich auch die Hermitage, die wir leider auf Grund von Zeitmangel nicht besuchen konnten. An der Admiralität mit einem sehr schönen Turm ging es zur St. Isaac's Kathedrale von derer Kuppel man die Stadt überblicken konnte. So hatten wir einen ersten Eindruck gewonnen und machten uns entlang der Neva zu einem schönen Aussichtspunkt auf der nächsten Insel. Nun waren wir von den Eindrücken erschlagen und stärkten uns bei Tepemok, einem Blini-Schnellrestaurant am Nevskiy Prospekt. Jetzt wollten wir noch einen Eindruck vom Nachtleben bekommen und gingen in den Rockclub Money Honey nahe unseres Hostels, wo sich die Pertersburger Rock'n'Roll-Gemeinde trifft. So hatten wir Live-Musik und Vortanzen in einem :). Eine schöne Bar um einen ereignisreichen Tag ausklingen zu lassen. Um 23:30 Uhr verabschiedeten wir Irina an der Metrostation Nevskiy Prospekt. Wir gingen zurück zum Hostel, holten unsere Stative, um die Öffnung der Brücken fotografieren zu können. Die Brücken öffnen sich, damit in der Nacht die Schiffe in den Hafen einfahren können. Da alle Brücken und Gebäude am Ufer beleuchtet sind, ist dies ein imposantes Panorama. Nachdem die ersten grossen Schiffe an uns vorbeigefahren waren, machten wir uns auf den Weg ins Hostel und tranken dort noch ein Bierchen und unterhielten uns mit zwei Niederländerinnen, die auf ihrer Osteuropareise waren.
Auf dem Dvortsovaya Platz
Das russische Wappentier.
Treppe zur Kuppel.

Ausblick auf die Neva ...
... und die Entstehung.
Der Hafen von St. Petersburg.
Ist das nicht schön?
Kunst
Der Dreh- und Angelpunkt: Die Neva
Peter & Paul, Felix, Irina und Stefan
Abendbrot: Blin mit Lachs sowie Apfelkaramel, Buchweizen und Kvass
Bier im Money Honey.
Bei uns um die Ecke: Kathedrale "Our Lady of Kazan"
Nachtausblick über die Neva.
Palacebridge ...
.. again ...
... and again.
25.07.
Auch heute konnten wir ein wenig ausschlafen. Nach einem Blinifrühstück bei Tepemok machten sich Stefan und Felix auf die Suche nach einem Friseur, während Matti im Hostel blieb, um zu skypen. Nach 45 Minuten war auch ein Friseur, versteckt hinter einem Brautmodeladen in der zweiten Etage eines Gebäudes gefunden. Mit Händen und Füssen konnten wir unser Anliegen zum Ausdruck bringen und die Schere verwandelte Felix Urwald in einen urbanen, russisch angehauchten Modeschnitt. Dann kann auch gleich der Bart noch angepasst werden. Anschliessend hielten wir noch nach einer Speicherkarte Ausschau. Da jedoch Felix's Handy ein Problem mit dem russischen Netz hatte und alle Nachrichten 15-mal, andere jedoch nicht übertragen wurden, entstanden ein paar kleine Missverständnisse bei der Kommunikation mit Matti. Die SMS sollten noch bis Estland in unregelmässigen Abständen auf dem Handy erscheinen. Anschliessend trafen wir uns alle an einer orthodoxen Kirche, die wir auch besuchten. Diese war nicht nur von aussen, sondern auch von innen ein sehr beeindruckendes Gebäude. Nach einem kleinen Snack holten wir die Räder aus dem Hostel, um uns mit Irina und Olga zu einem Radausflug durch die zentralen Parks St. Petersburgs. Dort hatten wir einen schönen Ausblick auf den finnischen Golf und kehrten in ein Strandcafé ein. Da wir schon wieder hungrig waren und es in der Nähe keine günstige Nahrung gab, schlugen uns die beiden vor mit uns im Hostel russisches Essen zu kochen. Das konnten wir nicht ablehnen und so machten wir uns alle auf den Weg. Ein kurzer Stop beim Supermarkt, um alle Zutaten zu sammeln. Es gab leckere Pasta mit einem georgischen Touch, sowie Draniki mit Sauerrahm. Anschliessend brachen wir zu unserem nächtlichen Bootsausflug auf der Neva auf, während Olga sich mit Freunden treffen wollte. Dieser Bootsausflug zeigte St. Petersburg nochmals von einer anderen, wunderschönen Seite und wir genossen das leuchtende Nachtpanorama und den beleuchteten sich öffnenden Brücken, die sich auf der Neva spiegeln. Zurück am Hostel brachen Olga und Irina auf, um über eine sich in der Nach für eine halbe Stunde schliessende Brücke nach Hause zu kommen. Wir brachten sie noch zu der Brücke und Stefan und Felix spielten noch eine Runde Schach im Hostel bei einer Flasche Bier. Um 5:30 waren wir schliesslich müde und gingen ins Bett ;)
Frühstück
Aus Felix wird ein Russe.
In der orthodoxen Kirche.
Na wer guckt denn da?
Das Wappentier St. Petersburgs.
Peeeeeeaaaaaace
Kochen am Abend.
Zweite Runde: Irina macht Draniki.
Die russisch-orthodoxe Kirche.
Wir auf dem Boot:)
Peter & Paul's Cathedral
Winterpalast
und wir sind nicht über Bord gegangen.
Foto im Sucher.
26.07.
Heute stand die Peter und Paul Kathedrale auf dem Plan. Nach einem vertrödelten Vormittag, an dem wir immerhin Matrjoschkas kaufen konnten, ging es mit der Metro in die Stadt. Diese fährt alle anderthalb Minuten und ist im Verhältnis zur Berliner U-Bahn sehr sehr laut. Mit einem kleinen Snack im Magen ging es auf die Festungsinsel auf der St. Petersburg gegründet wurde. Wir besichtigten alle Ecken der Festung und besichtigten am Ende die Kathedrale, in der die russischen Zaren liegen. Mit ein wenig Kultur am Tag konnten wir zum geselligen Teil des Tages übergehen.Was ist ein Russlandbesuch ohne einen Vodkaabend mit Freunden? So trafen wir uns mit Olga im Norden der Stadt, kauften zwei kleinere Flaschen Parliament und Russian Standard. So gingen wir in nahen Park und genossen ein wenig frische Luft sowie die Ruhe. Wir tranken auf Freundschaft, die gute Zeit, Gesundheit und noch vieles andere. Schliesslich trafen wir noch Irina und einige Freunde von Olga und verbrachten in dem Park einen schönen Abend. Jedoch ist dies St. Petersburg und die Metro schliesst um 24 Uhr ihre Pforten und die Brücken heben sich um 1:30 Uhr. Wir entschieden uns noch ein Bierchen zu trinken und ein Nachttaxi zu nehmen. Da jedoch der Abschied so schwer fällt und der Abend so jung war, verpassten wir auch bewusst diese Chance nach Hause zu kommen. In St. Petersburg muss man auch mal eine Nacht auf der falschen Seite der Neva verbringen. So ging die Nacht bis 5:45 Uhr als die erste Metro uns nach Hause brachte. Wir hatten ja schliesslich morgen nicht so viel vor ;). Lässige 160 km bis Narva und auschecken bis 11 Uhr macht sich doch von selbst. Und Blog schreiben.... ähem
Der Weg zur Metro.
Peter & Paul.
Wer fotografiert hier wen?
Stadtstrand an der Neva.
Außergewöhnliche Perspektive.
Sa sdorowje
Vodkaverkostung
Unsere Gruppe.
> 23 Uhr: Bier gibt es immer, Vodka nimmer.
St. Petersburger Nächte sind lang ...

... wenn man auf die Brücken wartet.
Müde Füße.
Der Weg zur Arbeit.
Entlang vom Nevskiy Prospekt
27.07.
Guten Morgen :) Ein wenig müde schälten wir uns nach drei Stunden Schlaf aus den Betten. Schnell alle Sachen zusammengepackt und vor die Tür gestellt. Wir konnten noch ein wenig im Aufenthaltsraum bleiben und so nutzten wir die Zeit für Frühstück und Postkarten schreiben. Noch schnell ein Schachspiel für Felix kaufen und dann um 16 Uhr schnell auf die Piste. Wir würden heute bestimmt nicht mehr die Grenze erreichen und suchten schon nach einem guten Tagesziel. Der Weg aus der Stadt war wieder sehr laut, äusserst russig (mit Eszett :) ) und leicht mörderisch. Die Strassen sind einfach überfüllt. So suchten wir nach 30 km oder besser gesagt einer gefüllten Staublunge einen ruhigeren Weg zur Grenze. Auf kleinen ganz vernünftigen Strassen tuckerten wir der Abendsonne entgegen. Plötzlich holten uns dunkle Wolken ein, die sich in einem warmen Sturzregen über uns ergossen und uns bis auf die Sitzpolster durchweichten. Jetzt machte es auch keinen Sinn mehr sich Regenklamotten anzuziehen und es war mit 24 Grad noch sehr warm. Auch duschten uns die entgegenkommenden Autos immer wieder mit dem badewasserwarmen Pfützenwasser von oben nach unten ab. Eigentlich sehr angenehm. Nach nur 25 km waren die Klamotten auch schon wieder trocken. Die Schuhe trockneten wir während einer kurzen Pause. Und es sind auch nur noch 90 km bis zur Grenze! Vielleicht doch mal wieder die grosse Strasse probieren? Gesagt getan ging es dort auf einer sehr guten kaum befahrenen Strasse der Grenze entgegen. Diese erreichten wir nach einem kleinen Frühstück um 4 Uhr. Vorher durften wir noch einen Milizcheckpoint passieren (unser erste) und der Grenzübertritt war nach 5 Minuten geschafft. Wieder in der EU schauten wir uns nach einem Campingplatz um und wurden nach 8 km fündig. Ein sehr netter einsamer Campingplatz nahe der Grenzstrasse auf der die LKW warteten. Wir bauten unser Zelt im Morgengrauen auf, duschten, bezahlten und gingen schlafen.
Pause zum Trocknen und Essen.
Nur noch 89 km!

Sonnenaufgang, wir gehen dann mal schlafen.
 28.07.
Wer hat die Heizung angemacht? Wir wälzen uns in einem kleinen Swimmingpool hin und her. Schnell nach draussen, einen Schattenplatz suchen und weiter schlafen. Wir hatten leider unser Zelt sehr exponiert aufgebaut, aber zum Glück war es den Mücken auch zu warm und sie liessen uns in Frieden. So wanderten wir dem Schatten jede Stunde um unser Zelt hinterher. Es muss sehr spassig ausgesehen haben. Um 12 Uhr enstschlossen wir uns aufzustehen, zu packen und langsam loszufahren. Wir hörten sehr gut die LKWs auf der Strasse, die immer lauter und länger und ... Moment, vielleicht sind das doch keine LKWs? Es kündigte sich am Horizont ein Gewitter mit Grummeln an. Da wir eigentlich schon fahrbereit waren, konnten wir uns schnell in dem Grillhaus unterstellen. Dort angekommen begann es schon zu nieseln. Nach 10 min ging das Unwetter richtig los. Der Wind wehte den Regen bis in die Mitte des Hauses. Kleinere Äste fielen von den Bäumen und auch der Kühlschrank im Haus machte sich selbstständig und legte sich windgeschützt hin. Das Gewitterzentrum muss genau über uns gezogen sein, da auf einen Blitz auch gleich ein ohrenbetäubender Knall kam. Nach einer Stunde war das Schauspiel auch schon vorbei und wir konnten (mal wieder um 16 Uhr) unsere Fahrt fortsetzen. Wir starteten zum ersten zum ersten Supermarkt in Sillamäe. Durch ein schlechtes Gedächtnis landeten wir schließlich in Sinimäe einem kleinen Dorf. Dort suchten wir vergeblich eine Einkaufmöglichkeit und fanden uns in einem Museum über die Schlachten in den Blauen Bergen wieder. Dieses kleine Dorfmuseum dokumentiert die Schlachten von 1944, die diesen Landstrich in eine Ruinenlandschaft verwandelten. Nachdem uns die Museumdame lange in ein Gespräch verwickelt hatte, schafften wir doch noch die 5 km bis zum Supermarkt. Dort aßen wir um 20 Uhr zu Abend und bereiteten uns auf die letzten 60 km des Tages vor. Auf der großen, wenig befahrenen E 20 ging es weiter Tallinn entgegen. Einen Schlafplatz suchten wir möglichst kostengünstig am Strand. An einer Stelle, wo die E 20 sehr nah am Ufer verläuft, bogen wir in eine kleine Sandstraße ein auf der uns zwei Mädels, die Englisch sprechen konnten, entgegen kamen. Sie zeigten uns einen guten Standplatz direkt auf einer Wiese, die ihren Eltern gehörte. Dort bauten wir uns auf, kochten und bewegten uns anschließend abrissreife Treppen hinunter zum Strand. Ein kühles Bad später konnten wir uns ins noch kühle Zelt packen.
"Früh"-stück
Leckere Schokolade ...
... und Kaffee.
Unwetter.
29.07.
Wir wachten in einem weiterhin kühlen Zelt auf. Wie angenehm. Nachdem alles verpackt und das Frühstück verzehrt war, machten wir uns auf die letzten 160 km nach Tallinn. Bereits nach 10 km erspähten wir ein @-Zeichen auf einem Straßenschild. Hier gab es einen Hotspot. So suchten wir noch nach einem Couchsurfer, der uns vielleicht heute Abend aufnehmen könnte. Bei leichtem Nieselregen und Gegrummel des Himmels im Hintergrund ging es weiter auf kleineren Straßen auf dem Europaradweg 10. Plötzlich entdeckten wir einen Schwarzfahrer auf Felix's Rad. "Globi" eine Schnecke hatte es sich gemütlich gemacht. Wir breiteten ihr noch ein Blatt auf dem Rad aus, damit die weitere Fahrt sich angenehmer gestaltet. Nach weiteren 5 km fanden wir einen schönen Strandplatz, an dem wir unser Mittagessen einnehmen konnten. Dort spielten sowohl erwachsene als auch junge Esten in komischen Gewändern Spiele. Auch Globi hatte sich entschieden, dass sich unsere Wege trennen müssen und hatte sich irgendwo abgeseilt. Gestärkt fuhren wir auf kleinen Straßen um die E 20 bis Kuusalu, um dort einzukaufen. Dort angekommen waren wir leicht durchnässt, da es wieder angefangen hatte zu regnen. Wir packten unser Abendbrot ein und rollten zum nächsten Internet-Hotspot. Doch was ist das? Ist da keine Luft mehr in Mattis Hinterrad? Oh ja ... unplattbare Reifen sind doch klein zu kriegen. Ein kleiner dünner Stahldraht hatte es durch den Mantel geschafft. Also hat sich der mitgenommene Ersatzschlauch gelohnt. Schnell noch repariert und die letzten 40 km im Regen nach Tallinn, davon 20 auf der Autobahnbaustellen ähnlichen E 20. Noch schnell ein Burgermenü für 3,80 € gesnackt und schnell ein Hostel suchen. Leider hatte kein Couchsurfer Zeit für uns und so klingelten wir beim ersten Hostel. Dieses war schon ausgebucht und nachdem wir herum telefoniert hatten, fanden wir nur ein einzelnes Hostel, das ein Viererzimmer für uns hatte. Schnell da hin und um 1:30 Uhr eingecheckt. Die nassen Klamotten noch aufgehangen und nochmal raus auf zwei Bier und ein Jägermeister in die nahe Bar, in der halb Tallinn am Abend versackt. 
Noch ist das Wetter gut.
Am Internet-Hotspot.
GLOBI
Orienteering
Erster Platten nach 7000 km.
Zweiter Platter.
30.07.
Ausgeschlafen, gefrühstückt und viele angestaute Aufgaben abgearbeitet. Allein das Blog schreiben frisst heute 5-6 Stunden. Da das Wetter eh saumäßig ist und es nur regnet ist das auch nicht so schlimm. Tallinn schauen wir uns morgen an, bevor wir uns auf die Klickpedalen machen.