1. Juli 2011

Good Bye Mitternachtssonne, Berge, Rentiere, Samen, Norwegen.


23.06

Heute gestaltete sich das Aufstehen wieder schwierig. Im Lavvo kann man einfach zu gut schlafen und das Wetter außerhalb sah nicht sehr einladend aus. Dennoch sollte es heute nach Ifjord gehen über die letzten bergigen Passagen. Nachdem wieder alles verstaut war und wir uns nochmals bei den Sami verabschiedet hatten, ging es zum ersten Anstieg auf 275 m. Auf der Hochebene erwartete uns teilweise Schnee und noch einige Rentiere, die unseren Weg kreuzten. Nach 30 km ging es wieder den Berg hinunter zur Barentssee. Dort ließen wir uns die Chance nicht nehmen noch ein kurzes Bad im Meer zu genießen. Der Weg zurück zur Ostsee ist schließlich noch weit ... und wer hat schon einen Badeurlaub an der Barentssee gemacht? ;). Nach dem doch sehr erfrischenden Bad ging es glücklicherweise wieder bergauf, sodass wir oben wieder richtig warm (durchgeschwitzt) waren. Oben hatten wir die arktische Klimazone erreicht und die Vegetation beschränkte sich auf ... erm .... Steine, Eis und Schnee sowie sommerliche 7°C. Dennoch wurde hier oben ein architektonisch ansehnlicher Rastplatz mit Feuerstelle errichtet. Man muss sich halt nur das Feuerholz mitbringen, ansonsten ist für alles gesorgt :). Nach weiteren 30 km waren wir wieder auf Meeresniveau und konnten wunderschöne Aussichten auf den Fjord genießen. Im Zwischenort Lebesby wollten wir im angekündigten Supermarkt unsere Vorräte auffüllen. Dieser hatte allerdings schon um 16 Uhr geschlossen und unsere Uhren zeigten bereits 21:30 Uhr. Auf der Suche nach einer alternativen Einkaufmöglichkeit, trafen wir vier nette Norweger, die für uns sofort ihre Grillsachen herausholten und schon einen Schnaps eingossen. "Today is midsommer and nobody has to be hungry". Wir hatten uns schon über die vielen Feuer und Feste am Wegrand gewundert, aber jetzt war alles klar. Mir nichts dir nichts hatten wir alle Salat, Spareribs, geräucherten Lachs, Fernet Branca und Bier und versuchten uns mit Händen und Füßen und ein wenig Englisch zu verständigen. Schließlich durften wir sogar im Haus von Ole Einarson im Gästezimmer übernachten mit echter Decke und Kissen, was für ein Luxus.
Die Barentssee am Badeort
 
Wo alte Schiffe liegen ...
... gehen wir baden.
Niemand hat gesagt, dass so eine Fahhradtour Spaß macht :)
Wir fahren ... erm ... geradeaus?
Altes Bild aus dem Winterurlaub ;)

24.06.

Pünktlich um 8 Uhr ging es aus den echten Federn und nach einem Kaffee zum Supermarkt. Dieser war eher ein Markt für alles, was im Haushalt benötigt wird auf einer Fläche eines Tante Emma Ladens. Dementsprechend groß war die Lebensmittelauswahl. Mit Müsli und Milch startete der Tag, an dem die letzten größeren Steigungen überwunden werden mussten. Die 17 km nach Ifjord, die wir uns gestern noch gespart hatten, waren schnell überwunden und pünktlich zum Anstieg hatten uns die Norweger eine Überraschung bereitet. Die Straße wurde während des gesammten Anstiegs neu gebaut und war daher in einem hundsmiserablen, grobschottrigem Zustand, die uns auf 8 km und 350 hm einiges abverlangte. Dennoch konnte auch dieser Streckenabschnitt bewältigt werden und oben einige stärkende Mahrzeit eingenommen werden. Es war nun schon wieder 15 Uhr und wir hatten nur 40 km geschafft. Anschließend ging es noch einmal über die letzten drei 100 hm Hügel, die durch zähes Weitertreten überwunden werden konnten. Bereits am ersten Hügel wurde aus dem leichten Niesel- ein Landregen, sodass wir die volle Regenmontur überziehen mussten. Schließlich war nach 25 km der letzte Anstieg und die letzte Abfahrt bewältigt und an einer Tankstelle machten wir eine kleine SchoCa-Pause. Wir haben auch gleich noch den Reifendruck für Geschwindigkeiten jenseits der 25 km/h erhöht, da wir nun keine schlechten Straßen mehr erwarten und es auch nicht mehr bergauf geht. Auf der flachen Straße entlang des Tana-Flusses ging es plötzlich mit einem Affenzahn voran und die restlichen 40 km zum letzten norwegischen Supermarkt, um die übrigen Kronen loszuwerden, waren schnell gemacht. In Finnland sollten (wie der Zufall so spielt) die nächsten 2 Tage Midsommer-Feiertage und SÄMTLICHE Geschäfte, auch Tankstellen, geschlossen sein. Daher mussten wir in Norwegen unsere Taschen mit Essen für drei Tage füllen. Es ging anschließend nochmals einige Kilometer bis zur finnischen Grenze, um dort den ersten Campingplatz anzusteuern, da wir durchnässt wie wir waren eine warme Dusche nötig hatten :). In der Dusche wurde uns auch noch flux unser Mygga geklaut, womit wir gar nicht gerechnet hätten. Mist jetzt ist Matti den Mücken schutzlos ausgeliefert *|*m
Letzte gute Aussicht
Moderne Geschirrspüler
25.06.

Wir brauchen sicherlich nicht schreiben, dass wir an diesem Morgen wieder später als geplant losgekommen sind, aber wir befinden uns wieder im Flachland und so ist das 173 km entfernte Ziel nicht unerreichbar :). Nach 20 km begenete uns ein Auto, aus dem Ailu, der Same vom Zeltplatz in Kjöllefjord, ausstieg und uns freudig begrüßte. Mit ihm hatten wir in Finnland nun gar nicht mehr gerechnet. Er gab uns noch Informationen über die vor uns liegenden Kilometer und das Wetter mit, fragte nach neuen Blogeinträgen und verabschiedete sich in Richtung Norwegen. In Utsjoki, 20 km weiter, hatte doch ein Supermarkt geöffnet in dem wir neues finnischem Mygga mit 500 g Wirkstoff / kg kaufen konnten. Es ist das stärkste was man hier bekommt und wirkt auch acht Stunden gegen den gemeinen Knott und Zecken und löst außerdem Aufdrucke von Kunststoffverpackungen. Somit kann man an den Händen ablesen, was man eben noch in der Hand hatte, hmmm... aber es wirkt wunderbar. Außerdem trafen wir einen Norweger, der ein Paddelschlauchboot in seinem Wanderrucksack hatte und ebenfalls vom Wetter der letzten Tage gezeichnet war. Mit ihm plauschten wir ein wenig auf deutsch und mussten uns um 17 Uhr wieder auf den Sattel setzen. Es waren noch 130 km zu schaffen bis wir unser Ziel INARI erreichen sollten. Auf dem Weg stellten wir fest, dass wir uns mal wieder einen geflegten, märchenhaften, altbackenen Umgangston angewöhnen müssten. Und so kam es, dass wir unsere Worte wohl wählten und die Gespräche fortan harmonischer und ausgeglichener wurden. Der Pfad zum Nachtlager ward noch lang und so ereignete es sich, dass unser guter Freund Felix die Ankunft ach so sehr herbeisehnte und mit viel Kraft und Ausdauer voran eilte, um den Ort der Nachtruhe baldigst zu erreichen. Am ersten potentiellen Lagerplatz angekommen, stellten wir zu unserem Bedauern fest, dass es dort keinen 'Schamanen der durch eine andere Dimension der physischen Welt reisen kann' gab (Bezeichnung der Inuit für INTERNET; unnützes Wissen / NEON). Wir legten noch ein paar Kohlen auf und fuhren die letzten 27 km nach Inari. Dort angekommen schlief bereits der gesamte Zeltplatz. Zwei bauten das Zelt auf, während einer die Milch aufsetzte. Anschließend ging einer der Aufbauer duschen und der andere Milch rühren, während der Milchrührer sein Zeug ins Zelt räumte. Der Duscher ging anschließend Milch rühren, während die anderen beiden duschen gingen. Zum Schluss trafen sind alle beim Essen, wenn nicht einer im Koordinationschoas verloren gegangen ist. So gedacht und durchgeführt ging alles sehr schnell und wir waren flink in den Fasern.
Matti telefoniert mit Rita.
Inari-See
26.06.
Soo heute ist wieder Pausetag .... das heißt schlafen, anmelden, waschen, skypen, essen, saunieren und Blog schreiben ..... Moment .... Blog schreiben verschieben wir auf Grund von Freizeitstress auf den nächsten Pausetag :)
Schnipp Schnapp Pflaume ab!

27.06.

Der Tag auf den wir lange gewartet hatten. Montag sollten die Supermärkte wieder geöffnet sein und unsere Vorräte waren auch größtenteils aufgebraucht. Mit einem Frühstück und Mittagessen ausgerüstet ging es auf den Weg nach Pokka, einem auf dem GPS größeren Ort mit Sportflugplatz und Entfernungsangaben auf der Straße, der einen Supermarkt haben müsste. Die 110 km konnten wir, ausgeruht wie wir waren, mit nur einer Pause zurücklegen. Angekommen stellten wir fest, dass dieser Ort zwar viele Straßen, aber nur sieben warme Häuser (ganzjährig bewohnte) hatte. Wir kehrten in das örtliche Roadhaus ein. Wir erkundigten uns nach den warmen Speisen. Es gab Lachssuppe mit Brot und Butter zur Auswahl, welche wir ohne zögern bestellten. Außerdem kauften wir noch ein Brot und Milch und machten uns nach der Mahlzeit auf den Weg. Der Gastwirt, Tankwart und Rezeptionist gab uns den Hinweis, dass die Straße im weiteren Verlauf (80 km) eine Sandpiste wird und wir doch lieber auf die kleine Nebenstraße ausweichen sollten. Diese ist nach 35 km asphaltiert, da dort Europas größte Goldmine betrieben wird. An dieser Nebenstraße liegt ebenfalls eine verlassene Kaserne, wo wir lagern könnten. Dort angekommen stellten wir unser Zelt auf und realisierten, dass die Kaserne noch nicht verlassen ist: sowohl die Wach-Rentiere, als auch die finnische Airforce war mit dem Jagdgeschwader 'The Black Force' *|*m *|*m *|*m anwesend. Noch ein schnelles Brot im Zelt und gute Nacht!
Home sweet home.
Umsatteln?
Straße oder Loch, das ist hier die Frage!
Nur noch leichte Anstiege
28.06. 

Das heutige Tagesziel war noch nicht festgelegt. Zuerst sollten die Vorräte im nahen (70 km) Supermarkt aufgefüllt werden. In Kittilä angekommen gab es dann zum Mittag gegrillte Rippchen mit Kartoffel- und Rote-Beete-Salat. Gut gesättig suchten wir außerhalb der Stadt einen geeigneten Schlafplatz, da wir alle unerklärlicherweise unbeschreiblich müde waren. Auf einem Parkplatz spannten wir die Hängematten auf, da auch dort der Knott gepaart mit dem einigen Pferdebremsen sein Unwesen trieb. Um 19 Uhr machten wir uns ohne festes Ziel auf den Weg Richtung Rovaniemi, mit dem Vorhaben solange zu fahren, wie die Beine strampelten. Nach weiteren 60 km kristallisierte sich das Ziel heraus. Romaniemi war mit weiteren 80 km zum Greifen nahe und wurde als endgültiges Tagesziel auserkoren. Gestärkt von einer kurzen Rast machen wir uns an die letzten Kilometerchen. Am frühen Abend um 3 Uhr erreichten wir schließlich den zentrumsnahen Zeltplatz. Die Rezeption war sogar noch geöffnet und das Zelt schnell aufgebaut. Nach dieser 225 km Etappe hatten wir uns einen zweiten Pausetage erradelt.

Morgenwäsche
Auf den Bus warten? Nö!!!
Rita ich liebe dich!

29.06.
Der Tag ging drauf für Ausschlafen, Waschen, in der Stadt Bummeln, Einkaufen, ausgiebig Saun(b)ieren und das wars...
Wir nähern uns der urbanen Landschaft.

Saunbieren
Man muss beim Saunieren was trinken: Ein Liter aus der Dose!

30.06.
... heute kam dann noch Blog schreiben hinzu und ein kleines Bad im Fluss.
Sonnenunter- oder doch -aufgang?

Nachtrag:
Wir haben noch ein paar Fotos und Videos für den vorherigen Eintrag hochgeladen:
Ernest aus Honningsvag

Ailu aus Kjöllefjord: So wirft man ein Lasso.

4 Kommentare:

  1. Hey Jungs,
    ihr seit super. Weiter so.
    Ganz ganz liebe Grüße an den kleinen Matti aus Berlin ;)
    Von Sandra und René.

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  2. Und Jungs, fangt ihr euch euer Mittagessen jetzt erfolgreich selbst? (:

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  3. Servus Jungs, mir gefällt eure Reise. Man merkt an den Bildern/Filme, dass ihr richtig Spaß habt. Ich wünsch euch weiter alles Gute, Freude und stets trocken bleiben!!!
    Lieben Gruß von Gerhard aus Evenhausen/Bayern

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  4. Hi Gerhard,

    schön weiterhin von dir zu hören. Hoffentlich haben sich deine Beine schon wieder an das Laufen gewöhnt :) Wir haben immernoch viel Spass auch wenn die letzten Tage nicht so trocken waren. Aber nur im Sonnenschein fahren ist ja auch nicht das Wahre und ist keine Kunst.

    Gruesse aus Helsinki

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